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Silvester

Hörgottesdienst zum Jahresschluss mit der Predigt vom Silvestertag und ein paar Liedaufnahmen aus dem Jahr 2020. 

 

 

Predigt

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

Hoffnungszeichen sind rar am Ende dieses Jahres. Sorgen und Ängste bewegen uns. Wer wir zurückblicken auf dieses Jahr, dann kommen uns als Erstes die vielen Einschränkungen in den Sinn, deren wir nun wirklich müde geworden sind.

Ein Mensch sät… – so beginnt das Bibelwort für den Jahreswechsel. Ein Mensch sät und erwartet, dass sich etwas entwickelt. Ein Samenkorn ist ein Hoffnungszeichen. Das ist auch in dem Gleichnis Jesu so. Aber so eindeutig ist das Leben eben nicht. Darum hört die Worte aus dem Matthäusevangelium im 13. Kapitel:

 

Jesus sprach:
Das Himmelreich gleicht einem Menschen,
der guten Samen auf seinen Acker säte.
Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind
und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.
Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten,
da fand sich auch das Unkraut.

Da traten die Knechte des Hausherrn hinzu
und sprachen zu ihm:
Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät?
Woher hat er denn das Unkraut?
Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan.

Da sprachen die Knechte:
Willst du also, dass wir hingehen und es ausjäten?
Er sprach: Nein,
auf das ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft,
wenn ihr das Unkraut ausjätet.
Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte;
und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen:
Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel,
damit man es verbrenne;
aber den Weizen sammelt in meine Scheune.

(Mt 13,24-30) 

 

Liebe Gemeinde,

jeder, der gärtnert, weiß von der Erfahrung zu berichten, dass es nicht immer so hoffnungsvoll zugeht mit dem Samen, der ausgesät wird. Hoffnungspost nannten wir im Frühjahr ein Tütchen, das wir an Grundschulkinder im Dekanatsbezirk verteilten, insg. 1500 solcher Tütchen haben ein paar wenige Religionslehrerinnen verpackt, um den Kindern, die so lange ohne ihre Schule auskommen mussten, ein kleine Freude zu bereiten und sie mit dem Säen eines Kressesamenkorns dazu anzuregen, zu entdecken, was in einem Samenkorn alles steckt. Und doch fiel diese Aktion gerade in die Wochen, die wir uns hoffnungsvoller ausgemalt hatten als sie dann wirklich war.

Ein Mensch sät. Aber es sät auch noch jemand anderes. Des Nachts schleicht sich einer daher und bringt die gute Saat durcheinander. Er sät Angst und Sorge. Er bringt die gewohnten Ordnungen durcheinander. Er schafft Unsicherheit. Schnell kommt er daher und ebenso schnell ist er wieder fort. Aber die Saat, die er bringt, die geht auch auf.

Schnell wurden wir überrascht in diesem Sommer von reißenden Wassern, die sich durch unsere Dörfer ergossen und ganze Häuser und Straßenzüge unter Wasser setzten. Machtlos standen wir da. Wir glaubten, davor wären wir sicher. An diesem Abend schwand diese Gewissheit binnen Minuten davon. Zurück bleibt die Sorge, es könnte doch nicht nur ein äußert seltenes Ereignis gewesen sein. Gewohnte Sicherheiten stehen auf einmal in Frage.

Was für ein Jahr war das? Schnell sind wir bei den Dingen, die uns Sorge bereiten, oder bei den Dingen, die wir nicht mehr verstehen oder für die wir auch kein Verständnis mehr aufbringen wollen. Eine gewisse Ungeduld macht sich breit. Für den, der sät und seinen Acker pflegt, ist Ungeduld jedoch keine gute Tugend. Es braucht oft auch Zeit und nicht gleich bei dem kleinsten Wettereignis die Trübsalsmiene. Ja, der gute Same wird wachsen. Da muss schon Einiges passieren, dass auch das nicht gelingt.

In dem Gleichnis Jesu gibt es eine erstaunliche Wende. Die gut organisierten Knechte raten dazu, das Unkraut gleich frühzeitig auszureißen, damit sich der gute Same noch weiter entfalten kann. Doch der Herr bremst sie geradezu ein. Er sagt ein deutliches: Nein!

Nein! Lasst beides wachsen. Die Hoffnung und die Sorge. Das Gute und das, was sich Euch als Schlechtes zeigt. Ihr könnt vor der Zeit gar kein Urteil sprechen darüber. Denn die Gefahr ist groß, dass ihr auch das Gute mit erwischt – und dann ist das auch gar weg.

Die guten Dinge sind dann auch ganz schnell in den Hintergrund getreten, auch wenn es sie ja trotzdem gab in diesem Jahr. Es ist eine gute Übung, sich auch die Dinge einmal in Erinnerung zu rufen, die das vergangene Jahr reich gemacht haben. Zumindest hatte ich auf meiner Liste sofort Einiges stehen und die Liste der Sorgen trat schnell dahinter zurück.

Lasst beides stehen. Aber seht auch darauf, was beharrlich wächst und sich weiterentwickelt. Wir waren in diesem Jahr abermals gezwungen einige Gottesdienste ins Freie zu verlegen. Die Konfirmationen und Jubelkonfirmationen durften wir feiern. Auch manche schöne Stimmung haben wir wieder am Abend in den Garten gezaubert. In Erinnerung bleibt auch eine schöne Schulanfangsfeier mit Gottesdienst im Garten. Vieles war sehr spontan organisiert worden. Wir sind flexibler geworden, haben draußen am Friedhof beim aufgehenden Licht der Ostersonne die Auferstehung Christi gefeiert. Was kann es für ein schöneres Hoffnungszeichen geben als dieses.

Jedem von uns werden im Blick zurück solche ermutigenden Erlebnisse einfallen: Ein unverhofftes Konzert, ein inspirierender Theaterabend, eine kleine spontane Feier in der Runde der Freunde, eine Trauung, von einer Woche auf die nächste geplant und gefeiert. Ja, Vieles nehmen wir bewusster auf in dieser Zeit und lernen es neu zu schätzen.

Es gibt also genug Grund, auch in diesem Jahr wieder zu danken für all das Gute, das uns widerfuhr. Manches wird uns – trotz aller Vorsicht – schon zu einer guten Routine. So kann Gutes wachsen auch über den Tag hinaus. Manches Gute können wir vielleicht noch gar nicht erkennen. Darum lasst beides wachsen, damit die nicht vorschnell etwas zunichte gemacht wird.

Das biblische Wort lehrt uns genauer hinzusehen. Es steckt viel mehr Kraft in einem Korn als dass die Sorge überhandnehmen müsste. Vorschnelles Urteilen ist daher unangebracht, auch wenn wir immer wieder wichtige Entscheidungen treffen und Verantwortung für andere übernehmen müssen. Das letzte Urteil steht noch aus. Es steht einem anderen zu. Darauf weist Jesus mit dem Gleichnis hin. Auch das letzte Urteil über unser Jahr 2021, über die uns geschenkte Zeit, ist am letzten Abend dieses Jahres noch verfrüht. Es steht noch aus.

Übersehen wir die hoffnungsvollen Momente nicht. Die Anfänge, die uns geschenkt wurden, werden Neues weiterwachsen lassen. Davon bin ich fest überzeugt. Bewahren wir uns den Blick für die Hoffnungszeichen. Dann können wir getrost weitergehen in das neue Jahr, das vor uns liegt. Christus ist bei uns. Gott hat in ihm einen neuen Anfang gemacht in der Krippe. Dieser Anfang ist uns geschenkt. Das ist das größte Hoffnungszeichen für uns.

Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.