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Gottesdienst zur Kirchweih

Jetzt geht´s wieder in die Kerng. Nach vielen Gottesdiensten im Garten im Sommer freuen wir uns wieder auf Gottesdienste in unserer St. Leonhardkirche. Hören Sie die Predigt zum Kirchweihsonntag von Pfr. Michael Grell.

 

 

Predigt

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

schön ist es, wieder etwas normaler Gottesdienst in unserer St. Leonhardkirche feiern zu können. Nach dem Sommer im Garten tut es gut, wieder das musikalische Geleit der Orgel zu vernehmen, den Gemeindegesang etwas deutlicher zu hören als im Freien. Auch die Posaunen klingen einfach anders hier im Hause Gottes. Der vertraute Raum nimmt unsere Sinne ein. Wir kommen zur Ruhe und sind ganz bei uns.

Wie lieb ist mir deine Wohnung, Gott. So könnten wir sofort einstimmen in den Psalm für diesen Kirchweihtag. Ich lese Psalm 84 heute einmal als Predigttext:

Ein Psalm der Korachiter, vorzusingen, auf der Gittit.

Wie lieblich, sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich
nach den Vorhöfen des Herrn;
mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!

Wenn sie durchs dürre Tal ziehen,
wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet;
vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott, der Herr ist Sonne und Schild;
der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen,
der sich auf dich verlässt!

(Ps 84,1-15) 

 

Liebe Gemeinde,

ein Kirchweihtag ist ein Tag der Freude über das über die Jahrhunderte gut erhaltene Gotteshaus. Es ist der Ort, an dem die Gemeinde zusammenkommt, wenn sie Gott feiert. Es ist der Ort, der auch in besonderen Zeiten gerne aufgesucht wird, um in Trauer Trost zu erfahren, in den Freudenstunden den Dank vor Gott zu bringen und sich dabei nicht allein zu wissen, sondern getragen zu werden von einer Gemeinschaft von Mitchristen.

Dafür steht unsere St. Leonhardkirche. Sie ist auch in Pandemiezeiten immer wieder gefragt gewesen für Taufen und auch Trauungen – auch wenn dies manchmal ziemlich schwer nur zu verwirklichen war.

Unsere St. Leonhardkirche ist mit ihrem wehrartigen Charakter ein Zeichen für die Abwehr äußerer Bedrohungen gewesen durch die Zeiten hindurch. Hier fanden Menschen Zuflucht und haben sich trösten lassen von ihrem Gott.

Sie ist auch ein wenig heimelig. Alles ist kleiner und enger, daher sitzt man schnell näher beisammen und hat auch, wenn mal wieder nicht gar so viele kommen, trotzdem nicht das Gefühl allein da zu sein. So wird Gemeinschaft spürbar. Man nimmt einander wahr und wird auch wahrgenommen.

Anders ist es da draußen im Garten. Die laut vernehmbaren Glocken lassen uns wissen, unner Kerng is noch da. Aber „die Kerng“ selbst als Gebäude weitet sich zum großen Himmelszelt in Gottes Natur. Es scheint ein ganz besonderer Ort zu sein, an dem man ebenso gerne feiert. Zumindest waren wir in diesem Sommer wieder unendlich dankbar, dass wir die großen Gottesdienste dort ganz problemlos feiern konnten.

Manch einem ist das fast lieber als in den festen Mauern einer Kirche Platz zu nehmen. Man kann sich auch mal hinten etwas verstecken, so wie der Zachäus im Maulbeerbaum. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, draußen Gottesdienst zu feiern.

Der eine Ort schließt den anderen nicht aus. So lieb uns unsere St. Leonhardkirche ist, so genau wissen wir doch, dass wir Gott an vielen Orten feiern können. Der eine Ort schließt den anderen nicht aus. Das sagt schon der Satz: Heit is die Kerng widder im Garten. Gemeint ist Feier des Gottesdienstes. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln. Die Nachfolge Gottes geschieht draußen. Und doch braucht es auch die innere Einkehr – ob draußen oder drinnen – braucht es die Hinwendung zu Gott, den wir für unsere Stärke halten.

Solche gemeinsame Andacht ist in Zeiten des Virus in unserer St. Leonhardkirche ziemlich eingeschränkt gewesen. Es konnten eben nicht viele Trauungen stattfinden. Da hat sich für den nächsten Sommer jetzt wirklich was angestaut. Bei den Bestattungen blieben Viele ausgeschlossen, die bei dem einen oder anderen gerne gekommen wären, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen. So hat in unserem Kirchlein mit dem verbliebenen Rest auch nicht überall eine tröstliche Stimmung aufkommen wollen. Und manch einer fragt sich: Wird es denn wieder nochmal so werden wie zuvor? Können wir überhaupt noch so Weihnachten feiern wie früher? Trauen sich die Leute überhaupt noch in Scharen zu kommen?

Diese Fragen dürfen wir heute am Kirchweihtag auch einmal vor Gott bringen. Dort, wo Gott seine Wohnung nimmt, sollen ja auch die Menschen zusammenkommen können. Aber was ist, wenn sie davor Angst haben? Unsere Kirche soll ja nicht als zweifelslos schönes Gebäude zu einem Museum werden.

Es ist ja immer noch jeden Sonntag Kerng. Menschen treffen sich zum Feiern des Gottesdienstes. Sie sehen einander, nehmen einander wahr, so wie Zachäus von Jesus gesehen wurde. Sie tauschen sich aus und kommen miteinander ins Gespräch. Sie kehren miteinander ein und bringen ihre Sorgen vor Gott. Sie kehren miteinander um, indem sie ihren Streit begraben und befreit hinausgehen. Sie kehren als reich beschenkte zurück in ihr Haus und können anderen an diesem Geschenk teilhaben lassen.

Am tiefsten erfahren wir diese Gemeinschaft mit Gott und den anderen in der Feier der Sakramente. Bei der Taufe an unserem Taufengel haben Eltern und Paten eine neue Erfahrung gemacht. Sie taufen selbst und legen die Hand zum Segen auf. Der Pfarrer spricht die Tauf- und Segensworte. Das war oft ein wirklich ergreifender Moment. Und es ist ein Zeichen des Priestertums aller Gläubigen, dass sie selbst im Hause Gottes unter Beisein des Pfarrers mit der Gemeinde dieses Sakrament vollziehen können, so wie sie es im Konfirmandenunterricht gehört haben.

Die Gemeinschaft mit Gott und unsern Nächsten feiern wir im Abendmahl der Gemeinde. Es war schön, dass wir es zumindest draußen im Garten im Sommer ein paarmal bei den Konfirmationen gefeiert haben, wenn auch ohne den Wein. Uns ist es ein Herzensanliegen, das bald wieder auch hier im Gottesdienst in unserer St. Leonhardkirche zu feiern.

Davon lebt die Gemeinde Jesu Christi an unserem Ort. In Taufe und Abendmahl erfahren wir Gottes Nähe. Da ist Jesus Christus bei uns. Er ist bei uns in Zeiten der Anfechtung. Er bleibt da, auch wenn es unversöhnliche Meinungen gibt. Er ist unser Halt und unsere Stärke. Darauf wollen wir uns verlassen.

Das Kreuz Jesu bleibt uns in unserer St. Leonhardkirche immer im Blick. In ihm sind wir eins. In ihm finden wir Kraft, die Dinge anzugehen, die jetzt vor uns liegen.

Für manch einen mag es die Kraft sein für den Alltag in der nächsten Woche. Für einen anderen, die Perspektive wieder etwas für die Menschen unserer Gemeinde tun zu können, zu musizieren, mit Kindern zu arbeiten, Menschen zu begleiten.

Dafür brauchen wir die Gemeinschaft derer, die aufeinander achten, auch wenn sie verschieden sind. Und wir brauchen den Ort, an dem sie sichtbar wird. Heute mehr denn je.

Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.