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Gottesdienst am Pfingstmontag

Im Zusammenleben von Menschen steckt manchmal ordentlich Zündstoff. Der Geist Gottes wirkt das Verstehen über Gräben hinweg.  – Gottesdienst zum Pfingstmontag mit einer Predigt von Prädikantin Michaela Wilfert.

 

Predigt: Prädikantin Michaela Wilfert.

 

 

Predigt

Liebe Gemeinde!

Ich weiß nicht, ob Sie sich auch eher nach Harmonie sehnen als nach einer ordentlichen Kontroverse. Ich für meinen Teil bin definitiv eher auf der Suche nach einem gelingenden Miteinander. Aber natürlich weiß auch ich, dass das nicht immer geht. Und ich weiß auch, dass im Zusammenleben von Menschen manchmal ordentlich Zündstoff drinsteckt. Davor ist auch die christliche Gemeinde nicht gefeit. Wo Menschen zusammen leben, arbeiten und glauben, da menschelt es. Bisweilen sogar ganz gewaltig. Und ja, auch ich bin dann schon mal genervt, wütend, frustiert und auch mal der Meinung, dass manchem mal ordentlich der Marsch geblasen oder die Meinung gegeigt werden müsste…

Harmonie ist sicher schön. Aber auch nicht zu jedem Preis. Wenn Menschen zusammen an einem Strang ziehen, dann gibt es immer wieder auch verschiedene Auffassungen zu manchen Themen.

Paulus jedenfalls hat in den Gemeinden, die er gegründet hatte, Gläubige zurückgelassen, die dies ebenso erlebten. Es herrschte eben nicht immer Friede, Freude und Harmonie. Wie auch, wenn erwachsene Menschen unterschiedlichen Charakters, Alters, unterschiedlicher Herkunft, Bildung, Prägung und unzähliger weiterer Einflüsse zusammen in einer Gemeinde leben, arbeiten und glauben? Und dann auch noch in einer Stadt, die als kutureller Schmelztiegel schlechthin galt…

Zwei Häfen, eine bedeutende Handelsstadt mit entsprechend bunter Bevölkerung. Sklaven hatten sich hier angesiedelt und auch mancher ehemalige Soldat. Aus allen Himmelsrichtungen strömten neue Bürger in die Stadt, denn hier gab es Arbeit, Brot und die Chance, Geld zu machen. Auf der einen Seite eine finanziell gut gestellte Oberschicht, auf der anderen Seite eine große Mehrheit aus armen Verhältnissen. Die christliche Gemeinde war wahrscheinlich ein Abbild dieses bunten Völkchens. Ganz sicher trafen hier jüdisch geprägte Christen und Christen aus griechischen Gebieten oder ganz anders kulturell geprägte junge Christen. Und so zeugt der Brief, den Paulus der Gemeinde in Korinth schreibt, davon, dass es eine Reihe von Konflikten in der Gemeinde gab.

Wie sollten diese unterschiedlichen Menschen mit ihren verschiedenen Prägungen und ihren verschiedenen Gaben und Talenten miteinander auskommen? Wie kann ein gutes Miteinander werden? Hören wir auf den Predigttext für heute, wie er in den Versen 4-11 im 12. Kapitel des ersten Korintherbriefs aufgeschrieben steht:   

4  Es sind verschiedene Gaben; aber es ist „ein“ Geist.
5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist „ein“ Herr.
6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist „ein“ Gott,
der da wirkt alles in allen.
7 In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller;
8 dem einen wird durch den Geist gegeben,
von der Weisheit zu reden;
dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden,
nach demselben Geist;
9 einem andern Glaube, in demselben Geist;
einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem „einen“ Geist;
10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun;
einem andern prophetische Rede;
einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden;
einem andern mancherlei Zungenrede;
einem andern die Gabe, sie auszulegen.
11 Dies alles aber wirkt derselbe „eine“ Geist
und teilt einem jeden das Seine zu,
wie er will.

Lassen Sie uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten!    

[STILLE]

Herr öffne unsere Ohren und Herzen für dich und dein Wort und tu meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

Paulus behandelt in diesem Brief viele spezielle Punkte, die das gemeindliche Leben in der korinthischen Gemeinde schwer machten. Häufig geht es dabei um unterschiedliche Auffassungen. Und nicht selten liegt Entzweiung oder die Gefahr von Spaltung in der Luft. Ursache dafür ist oft Neid und Vergleichen sowie ein Be- und Verurteilen von Mitgläubigen, in deren Folge sich einer über einen anderen erhebt.

Vor diesem Hintergrund behandelt Paulus in seinem Brief auch den Umgang mit speziellen Gnadengaben des Heiligen Geistes. Vor allem in der apostolischen Zeit, also in der Zeit der ersten Gemeinden, sind sie besonders häufig aufgetreten. Sie müssen auch nicht dauerhafte Begabungen sein. Der Heilige Geist gibt diese besonderen Gnadengaben für die Entwicklung und Auferbauung einer Gemeinde einzelnen Menschen.

Doch durch diese besondern Gaben wirkt derselbe Geist, der an allen Christen arbeitet. Kein Glied der Gemeinde braucht sich deshalb herabgesetzt fühlen, wenn er eine solche Gabe nicht hat. Und auch im Umkehrschluss braucht der besonders begabte Christ sich nicht als vor Gott besonders herausgehoben fühlen. Denn sie alle, die besonderen Gnadengaben, wie auch alle persönlichen Begabungen und Talente hat der jeweilig Begnadete von Gott geschenkt bekommen. Alle Gaben sollen der Gemeinde dienen und keineswegs dem Ego des Beschenkten ein Hoch bescheren.

Gottes Geist schenkt unterschiedliche Gaben. Jeder kann irgendetwas richtig gut! Und nicht jeder kann alles können. Doch das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist der Urheber dieser unterschiedlichen Gaben: EIN Geist, EIN Herr, EIN Gott. Wer den Urheber seiner Gaben und Begabungen kennt und diese Gaben als ein wertvolles Geschenk sieht und annimmt, kann ohne neidisches Schielen auf seinen Nächsten in Freude seine Gaben für die Gemeinde einbringen.

Alle Gaben sind wichtig und sie werden zur Erbauung der Gemeinde benötigt. Deshalb muss es nicht zu neidischen Blicken kommen. Freut euch vielmehr an der Vielfalt der Gaben. Ermuntert und fördert euch gegenseitig, die von Gott geschenkten Gaben zu entdecken und sie in Demut auszuführen.

Dass das in Korinth auch nicht reibungslos klappte, dafür ist dieser Brief Zeuge. Es muss einen regelrechten Gabenwettstreit gegeben haben. Und es klingt so, als hätte jeder beweisen wollen, dass in und durch ihn der Heilige Geist besonders stark wirkt. Dadurch hat das geschwisterliche Miteinander stark gelitten. Sie haben den Blick für das Ganze verloren. Anstelle der Liebe, die dem anderen zurechthilft, Gutes tut und annimmt, trotz unterschiedlicher Auffassung, herrschte fromm bemäntelter Egoismus.

Doch der Heilige Geist befähigt doch zum Dienst am anderen. Er bewirkt Einheit in aller Vielfalt. Er befähigt, Mängel zu erkennen und stattet Menschen aus mit Befähigungen, diese Mängel auszufüllen, ja macht tüchtig dazu, die anstehenden Aufgaben ausfüllen zu können.

Paulus sagt:  7 In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.  

So werden die unterschiedlichen Gaben in der Gemeinde Jesu Christi zusammengeführt. Gott hat sich etwas dabei gedacht, als er uns so unterschiedlich machte und begabte.

Gott hat Sie und mich so gemacht, wie wir sind. Was Sie können, welche Gaben Sie haben, das kann kein anderer so. Gott hat uns Fähigkeiten geschenkt, die wir pflegen und einsetzen sollen zum Nutzen aller, zur Erbauung der Gemeinde.

Lasst uns deshalb ganz neu sehen lernen und erkennen: das Eine ergänzt das Andere. Lasst uns unsere Gaben und die unserer Geschwister ohne Neid, ohne Vergleichen betrachten und uns daran freuen. Wertschätzt das Tun Anderer und bringt euch selber ein!

Manch eine oder einer mag vielleicht fragen: was kann ich denn schon? Nun, es muss nicht immer etwas Spektakuläres sein! Notwendig und wichtig sind auch vermeintlich unwichtige Gaben. Nennt nicht das unwichtig, womit Gott euch beschenkt hat! Gottes gute Gaben machen uns als Gemeinde vielseitig, bunt und unglaublich reich.

Schon bei der Schöpfung hat Gott den Menschen nicht als uniformierte Einheit geschaffen. Er schuf sie als Mann und Frau: einzigartig, vielfältig und so, dass sie sich ergänzen.

 

Liebe Gemeinde,

der Heilige Geist erweckt in uns lebendigen Glauben. Lebendiger Glaube, der gewiss ist, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat und dieser auferstandene Herr lebt und regiert. Und zwar heute und hier. Es ist der Heilige Geist, der uns befähigt, unseren Glauben zu artikulieren und Jesus Christus als Herrn der Gemeinde zu bekennen.

Pfingsten erinnert uns daran, dass unsere unterschiedlichen Begabungen nicht Selbstzweck, sondern Dienstauftrag sind. Hier sitzen einzigartig begabte und begnadete Menschen. Alle vereint durch ein und denselben Geist, der uns zur Familie Gottes macht.

Denn bei aller Wertschätzung der Gabenvielfalt bleiben wir geborgen in einer großen Verheißung, die uns im nächsten Kapitel des ersten Korintherbriefes vor Augen gestellt wird: Die Liebe hört niemals auf! Selbst dann, wenn unsere Kräfte schwinden, wenn wir straucheln, wenn wir unsere Gaben nicht mehr einsetzen können, weil wir vielleicht zu schwach dafür sind. Auch, wenn besondere Gnadengaben wie das prophetische Reden oder das Reden in anderen Sprachen aufhören – selbst dann – hat die Liebe kein Ende. Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder. In dieser Liebe können wir leben, hoffen, glauben und lieben.

Und der Friede Gottes, der höher ist,
als alle menschliche Vernunft
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus. Amen.