
Jeder Mensch braucht Anerkennung. – Hören Sie heute die Predigt zum Tag des Apostels Jakobus, dem 25. Juli 2021 von Lektorin Ingrid Schwarz.
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Predigt
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Amen.
Liebe Gemeinde,
jeder Mensch braucht Anerkennung. Das Bedürfnis nach Anerkennung ist einer unserer stärksten Triebfeder.
Die Sehnsucht danach bestimmt unser Handeln und unsere Werte.
Und wir sind bereit, vieles zu tun, um dieses Bedürfnis zu stillen.
Und das ist ja erst mal nicht schlecht:
Wir versuchen, anständige Menschen zu sein, zuverlässig, hilfsbereit und ehrlich.
In den sozialen Medien kann man das Bedürfnis nach Anerkennung bestens befriedigen:
Auf Facebook sammelt man Freunde.
Auf Instagram sammelt man Follower, also Menschen, die uns interessant finden.
Und immer wieder geht es um Likes, also um Zustimmung.
Die Sehnsucht nach Anerkennung treibt Menschen an. Das war vor 2000 Jahren wohl auch nicht anders.
Wir hören eine Begebenheit aus dem Kreis der Jünger. Sie wird erzählt bei Matthäus im 20. Kapitel.
Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.
Und er sprach zu ihr:
Was willst du?
Sie sprach zu ihm: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den anderen zu deiner Linken.
Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?
Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir.
Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.
Ich kann diese Mutter gut verstehen! Sie bittet Jesus für ihre Söhne: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich …
Sie will, wie alle Mütter, nur das Beste für ihre Kinder. Sie weiß genau, was ihren Kindern zustehen könnte, eine gute Zukunft bei Gott, Anerkennung.
Beide Söhne, Jakobus und Johannes, sind mit Jesus unterwegs. Jesus scheint ein bedeutungsvoller Mann zu sein.
Er bewegt Menschenmassen.
Er predigt wirkungsvoll.
Er heilt Menschen.
Und mit diesem Jesus sind ihre beiden Söhne, Jakobus und Johannes, eng zusammen. Sie erleben jeden Tag seine Heilungen und seine Verkündigungen.
Er gibt ihnen jeden Tag Tipps, wie sie ihr Leben gestalten können und Gottes Wort weitergeben können.
Das kann doch nur bedeuten, dass etwas ganz Tolles, Grandioses, auf die zwei Jünger wartet.
Die Mutter der beiden rechnet damit, dass ihre Kinder angesehene Männer werden, spätestens dann irgendwann mal im Reich Gottes.
Mit unseren heutigen Worten ausgedrückt:
Hallo Jesus, die Jungs machen doch alles gut. Die sollen einen guten Platz in dieser Welt haben. Sie sollen Anerkennung erfahren und sollen Einfluss haben. Und vor allem sie sollen himmlischen Lohn empfangen. Das sind doch gute Kerle.
Schauen wir uns doch selbst einmal an und gehen im Gedanken in uns, in unsere ganz geheimen Gedanken hinein.
Rechnen wir uns denn auch nicht aus, was uns einmal in Gottes Reich zustehen könnte?
Ein bisschen mehr Lob für unser Ehrenamt.
Eine kleine Prämie für den erhöhten Einsatz am Arbeitsplatz.
Ein deutliches Dankeschön, wenn wir jemanden geholfen haben.
Und wäre es nicht schön, wenn wir als gute Christen erkannt werden können und dafür auch Anerkennung finden?
Bei unseren Mitmenschen und doch hoffentlich auch bei Gott?
Oder wir wünschen uns, dass unsere Kirche mit ihren Werten und Angeboten von anderen angenommen, respektiert und genutzt wird.
Ich denke mit diesen Gedanken können wir die Mutter von Jakobus und Johannes und die beiden Brüder gut verstehen.
Einfach nur einen Lohn erhalten für die Treue zu Jesus.
Die beiden Jungs sind schon ganz lange in der Schar der Jünger Jesu, sie haben viel dafür aufgegeben. Da muss doch mal was dafür herausspringen.
Hallo bitte, mal etwas Anerkennung. Jesus hast du nicht für uns einen besonderen Platz im Himmel?
So und dann kommt die ernüchternde Antwort von Jesus:
Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Meinen Kelch werden ihr zwar trinken, aber das sitzen zu meiner Rechten und linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.
Das ist doch auch so wie bei uns im Real Life. Wo bleibt die Anerkennung, wo bleibt der Lohn?
Hey Chef ich hab doch alles gut gemacht, kann man da nicht mal was am Lohn ändern?
Hallo Leute ich mach doch hier alles für mein Ehrenamt? Mal ein kurzes Dankeschön?
Und dann diese Antwort aus dem Matthäusevangelium, die uns nicht zu passen scheint.
Was will Jesus seinen Jüngern mit seiner Antwort mitteilen:
Zweierlei:
Erstens: Wer Jesus wirklich nahe sein will, den erwartet ein schwieriger Weg.
Zweitens: Was am Ende dabei rumkommt, bleibt Gott überlassen.
Das alles klingt hart. Aber es ist ehrlich. Ganz nah bei Jesus zu sein, heißt, ihm ähnlich werden. Ganz nah bei Jesus zu sein, heißt aber auch, mit ihm leiden. Und es heißt aber auch eine Sonderstellung oder einen Lohn für die besonders Engagierten gibt es nicht automatisch. Sehr motivierend hört sich das erstmal nicht an.
Aber vielleicht helfen uns diese Worte nüchtern und realitätsnah zu bleiben. Als Christen können wir uns eigentlich am Lebensmuster Jesu orientieren. Dieses Lebensmuster ist kein einfaches. Aber wir können uns daran orientieren.
Als erstes: Jesus hat immer geholfen, wenn man ihn darum bat. Kurz: Er war einfach immer für alle da. Auch wir können anderen helfen, wenn sie uns brauchen und für sie da sein,
Als zweites: Jesus wurde für sein Tun von vielen Menschen abgelehnt. Er wurde verspottet und bedroht, hat sich aber nicht entmutigen lassen. Das ist vielleicht auch schon manchen von uns passiert. Aber wir dürfen uns dadurch nicht entmutigen lassen.
Als drittes: Jesus ist seinen Weg konsequent zu Ende gegangen, sogar bis zum Tod. Er hat vieles ausgehalten. Auch wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Gehen wir doch unseren Weg konsequent weiter.
Und dann heißt es: Jesus nahe sein. Da sein für andere, mutig sein, Situationen durchstehen und aushalten. Jakobus, der eine der beiden Brüder, hatte am Ende seines Lebens viel auszuhalten. Seine Nähe zu Jesus, sein Glaube, sein Apostelamt, kosteten ihn das Leben! Er wurde circa 44 nach Christus hingerichtet. König Herodes Agrippa machte sich durch die Tötung eines Christenanhängers sehr beliebt. Er versuchte seine Macht zu erhalten. Kaum auszudenken, was es bedeutet, für seine Glaubenstreue mir dem Leben zu bezahlen. Dazu gibt es viele Beispiele aus der Zeit des Dritten Reiches, z.B. Dietrich Bonhoeffer und viele andere mehr. Aber vielleicht hat Jakobus in seinen letzten Stunden in seiner ganzen Not, etwas Tiefes begreifen und spüren dürfen: „Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes. Denn Jesus ist an meiner Seite.“
Und dazu gibt es ein wunderschönes Lied, das ich ihnen jetzt vorlesen möchte.
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod und Leben mich von ihm scheiden kann,
ja, dass nichts und niemand mehr mich kann scheiden von dem Herrn.
Gott ist immer für uns. Wer kann uns noch schaden? Er hat seinen Sohn nicht verschont.
Er hat ihn uns gegeben, auf dass wir sollen leben als freie Menschen auf der Welt.
Traurigkeit und Ängste, Hunger und Verfolgung.
Kann mich das denn scheiden von ihm?
In Not und in Sorgen weiß ich mich geborgen.
Immer will ich hören seine Stimm.
Vor Satan und seinen Mächten, Welten und Kräften
Braucht mir nicht mehr bange zu sein.
Denn durch die große Liebe des Herrn Jesus Christus hab ich überwunden den Feind.
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben mich von ihm scheiden kann, ja, dass nichts und niemand mehr mich kann scheiden von dem Herrn.
Folgen wir doch einfach dem Lebensmuster Jesu.
Für andere da sein.
Vertrauen wir auf Gott.
Halten wir doch auch mal etwas Widerstand aus.
Es geht nicht um unseren eigenen Vorteil, es geht um das Gemeinsame.
Es erfordert manchmal Opfer – und das ist auch die Logik, nach der Jesus handelt.
So. Und was ist jetzt unser Lohn?
Das steht bei Gott.
Das klingt jetzt hart.
Ist aber als Trost gedacht.
Vielleicht ist es auch gar nicht so hart gedacht, sondern soll uns eigentlich vor überzogenen Erwartungen schützen.
Was bedeutet das alles für unser Leben hier?
Dasein für unsere dementen Familienmitglieder. Auch wenn sie nicht mehr danke sagen können.
Eintreten für den eigenen Glauben, auch wenn wir nie erfahren, dass das Bekenntnis hilfreich war.
Sich für ein Projekt einsetzen, auch wenn wir nie erleben werden, ob es anderen Menschen gut getan hat.
Spenden, auch wenn wir oft nie erleben, ob die Spende den betroffenen Menschen helfen konnten und damit ein Leben gerettet haben.
Bäumchen im Garten pflanzen, auch wenn wir uns unter die Kastanie oder Eiche nicht mehr im Schatten setzen können.
All dass, was wir im Glauben tun, ob das Anerkennung findet, Sinn macht, das überblickt nur Gott.
Das muss uns reichen. Da ist keine Frage zu stellen. Gott wird am Ende alles vollenden.
Gott bewertet uns nicht nach unserem Handeln. Es gibt bei ihm keine Liste von der Note 1 sehr gut bis Note 6 ungenügend.
Er mag uns einfach so wie wir sind, mit all unseren Macken.
Und das ist unser Lohn. Wir wissen: Gott hat uns liebt, so wie wir sind. Und damit sind wir ihm nahe.
Jesus nahe sein, heißt aber auch, sich stärken lassen – von ihm.
Durch die Nähe zu ihm können wir seine Kraft und Stärke aufnehmen und uns zusammen mit ihm durch all unsere alltäglichen Situationen durchtragen lassen. Mit ihm zusammen schwierige Zeiten durchstehen und aber auch schöne Zeiten zusammen mit ihm genießen.
Also: Es bleibt spannend in der Nachfolge Jesu:
Manchmal kein leichter Weg.
Leid gehört dazu.
Aber es gibt Trost. Durch unseren Glauben sind wir nah bei Jesus und werden von ihm gestärkt.
Auf Jesus können wir vertrauen.
Viele gute Begegnungen werden uns geschenkt.
Wir können Hilfe von ihm erfahren.
Und somit können wir auf seine Unterstützung stolz sein.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist, als alle menschliche Vernunft bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Sendung und Segen
Aus dem Philipperbrief:
„Ich bin ganz sicher, dass Gott sein gutes Werk, das er bei euch begonnen hat zu Ende führen wird, bis zu dem Tag an dem Jesus Christus kommt.“
So geht nun in diesen Sonntag und in die neue Woche unter dem Segen des Herrn.
Der HERR segne euch und behüte euch.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.
Amen.